Der Sturm

Aus Odysseetheater
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Prospero und Ariel (in dreifaltiger Gestalt)
eine heiter-besinnliche Romanze
William Shakespeare
1997

Personen

Alonso, König von Neapel Johann Potakowskyj
Sebastian, sein Bruder Beatrix Berger
Prospero, rechtmäßiger Herzog von Mailand Josef Unger
Antonio, sein Bruder, der unrechtmäßige Herzog von Mailand Ernst Horvath
Ferdinand, Sohn des Königs von Neapel Manfred Seitinger
Gonzalo, ehrlicher alter Rat des Königs Karl Stritzl
Caliban, ein wilder und mißgestalteter Sklave Danica Schweiger-Kern
Trinculo, ein Spaßmacher Christian Kniescheck
Stephano, ein betrunkener Kellner Wolfgang Peter
Miranda, Tochter des Prospero Caroline Raab
Ariel, ein Luftgeist Veronika Kerschbaum
Andrea Löschnig
Elisabeth Meixner
Iris, Ceres, Juno Veronika Kerschbaum
Andrea Löschnig
Elisabeth Meixner
Regie: Wolfgang Peter

Inhalt

1. Akt

Ariel in dreifacher Gestalt
Caliban mit Stephano und Trinculo
Caliban mit Stephano und Trinculo
Ariel umschwebt Prospero

Prospero, der rechtmäßige Herzog von Mailand, ist von seinem heimtückischen Bruder Antonio im Bunde mit Alonso, dem König von Neapel, vom Thron gestoßen und auf ein einsames, ödes Eiland verbannt worden, wo er nun seit mittlerweile zwölf Jahren verbittert auf Rache sinnt. Von Gonzalo, dem ehrlichen alten Rat des neapolitanischen Königs, noch insgeheim mit seinen geliebten Büchern versorgt, ist Prospero zum mächtigen Zauberer und uneingeschränkten Herrn über die Naturgewalten geworden. Als Alonsos Schiff auf der Heimfahrt von Tunis, wo er seine Tochter Claribella verheiratet hat, an Prosperos Insel vorbeikommt, bricht der lange ersehnte Tag der Rache an. Prospero befiehlt dem ihm ergebenen Luftgeist Ariel, ein stürmisches Unwetter zu erregen, das das Schiff des Königs unmittelbar vor der Küste scheitern läßt.

Miranda, Prosperos warmherzige Tochter, die ihre wahre Herkunft nicht ahnt, beschwört ihren Vater, die tobenden Elemente zu besänftigen. Prospero beruhigt sie, niemand sei ein Leid geschehen, und er enthüllt ihr ihren wahren Stand und die Gründe seines Tuns.

Seinen treuen Ariel versieht Prospero mit neuen Befehlen, dann ruft er den mißgestalteten Sklaven Caliban, den Sohn der Hexe Sycorax, herbei - jenen wilden Caliban, der sich einst an seiner Tochter vergehen wollte und den er seitdem in strengster Zucht hält.

Geleitet von Ariel irrt inzwischen Fredinand, der Sohn des Königs von Neapel, auf der Insel umher, bis er auf Prospero und dessen Tochter stößt. Als Ferdinand und Miranda einander erblicken, erfaßt sie tiefe Zuneigung zueinander. Das liegt ganz in Prosperos Sinn, doch will er es den beiden nicht zu leicht machen und drängt sich rauh und unwirsch dazwischen.

2. Akt

Alonso, der seinen Sohn ertrunken wähnt, irrt ebenfalls auf der Insel umher. Mit ihm der alte Gonzalo, Antonio und Alonsos Bruder Sebastian. Gonzalo, von der wunderbaren Rettung aus stürmischer Flut beseelt, versucht den König zu trösten, sicher habe auch Ferdinand überlebt. Enthusiastisch preist er die Schönheit der Insel: hier wäre der Platz, ein paradiesisches Königreich zu errichten, ohne Mühe, ohne Streit, mit einem schuldlosen Volk, genährt allein von der überquellenden Natur. Antonio und Alonso spotten ihn aus, sehen sie doch ringsum nur ödes Eiland. Da naht unsichtbar Ariel und läßt den König und seinen alten Rat Gonzalo in tiefem Schlaf versinken. Hellwach hingegen sieht Antonio seine große Chance gekommen. Geschickt schürt er Sebastians unterschwelligen Haß auf Alonso: jetzt wäre die beste Gelegenheit, den ungeliebten Bruder umzubringen und sich selbst zum König zu machen. Schon scheint der unentschlossene Sebastian endlich zur Tat bereit, beide ziehen ihre Degen - da scheucht Ariel mit mächtigem Getöse die Schlafenden auf und rettet so ihr Leben.

Inzwischen stößt der Trunkenbold Trinculo auf den merkwürdigen Sklaven Caliban, den er zunächst für tot hält. Als neuerliches Unwetter heraufzieht, kriecht er unter dessen weiten Mantel. Da naht auch schon sein volltrunkener Kamerad Stephano, der sich bezeichnenderweise auf einem Faß Sekt gerettet hatte. Verwundert betrachtet er das unförmige vierbeinige Wesen vor ihm; als dieses auch noch mit zwei Stimmen zu reden beginnt und ihn gar beim Namen ruft, will er schon entfliehen - da gibt sich Trinculo zu erkennen. Gemeinsam beschließen sie die Insel zu ihrem Königreich zu machen. Caliban ermuntert sie noch, hofft er doch so den verhaßten Prospero loswerden zu können.

3. Akt

Ferdinand, von Prospero zu mühevoller Arbeit gezwungen, leistet diese gern, darf er doch so seiner geliebten Miranda nahe sein. Zur Gattin hat er sie erkoren und herzlich willigt sie ein.

Durch Ariels Künste angestachelt, geraten indessen Trinculo und Stephano in heftigen Streit, doch Caliban bedrängt sie, ihr Ziel nicht zu vergessen und Prospero umzubringen.

Auch Alonso und sein Gefolge werden von Ariel geneckt. Ausgehungert wie sie sind, gaukelt er ihnen zunächst eine reich gedeckte Tafel vor, erscheint endlich als Harpye, als Schicksalsgöttin, und weckt unvermittelt in ihrer Seele den bohrenden Schmerz des schlechten Gewissens. Wie von Furien gejagt entweicht der König samt seinem zwielichtigen Gefolge. Einzig der unschuldsvolle Gonzalo wird verschont.

PAUSE

4. Akt

Prospero erlöst Ferdinand von seinen strengen Pflichten und willigt in den Liebesbund mit Miranda ein. Ein köstliches Blendwerk seiner Kunst, in dem Ariel die Göttinen Iris, Ceres und Juno spielt, erfreut das junge Paar und segnet ihren Bund.

Noch ist aber an Caliban und seine mordlustigen Trinkgesellen zu denken. Wieder wird Ariel ausgesendet, jagt sie durch Strauch und Dorn und in den stinkende Pfuhl, neckt sie alsbald mit prächtigen königlichen Gewändern und hetzt sie schließlich in Gestalt von Hunden, Tigern und Panthern schreiend über die Insel.

5. Akt

So naht denn Prosperos Plan seiner Vollendung. Doch tiefes Mitleid mit den Gequälten erfüllt den sonst stets zu Späßen aufgelegten Ariel - und auch Prosperos Gemüt regt sich. Der Rache überdrüßig, beschließt er, seinen Feinden zu verzeihen. Unmenschliches waltet in seiner Zauberkunst, das spürt er jetzt. Flink führt Ariel die auf der Insel verstreuten Schiffbrüchigen zusammen und Alsonso schließt seinen totgeglaubten Sohn in die Arme. Auch seinem Bruder Antonio vergibt Prospero und endlich wollen auch Stephano, Trinculo und Caliban nichts mehr von ihren finsteren Plänen wissen.

Der Zauberei schwört Prospero nun endgültig ab, frei soll sein geliebter Ariel sein, wie dieser es schon lange ersehnt. Ein Mensch, wie alle anderen auch, will Prospero von nun an sein. Er zerbricht seinen Stab, versenkt sein Zauberbuch; nicht Gewalt, nein, Gnade ist's, die den Mensch zum Menschen werden läßt:

"Wo ihr begnadigt wünscht zu sein,
Laßt eure Nachsicht mich befrein."